Einsatzbericht 1.11.2019 -10.11.2019 in Leo, Burkina Faso Kooperation mit intact-ev.de
Die Organisation intact-ev.de ist der Organisation Wüstenblume sehr ähnlich, die dem gleichnamigen Buch von Wairis Dierie nachempfunden und gegründet wurde. Vereinfacht gesagt werden breit angelegte Aufklärungskampagnen in den Dörfern durchgeführt. Alle Beteiligten werden angesprochen und eingebunden: die traditionellen Chefs und Beschneiderinnen, die Familien, das Personal von Gesundheitsstationen und Schulen, die Schüler und Schülerinnen. Denjenigen, die in diesen Kampagnen mitmachen und Probleme durch die Beschneidung haben, wird die Rekonstruktion und Problembeseitigung angeboten. Nachdem ich vor 2 Jahren wohl einige aus diesem Programm operierte (ohne es in diesem Zusammenhang zu wissen) kamen der Vorstand auf mich zu, eine gemeinsame Kampagne zu starten. Dies wurde in einem Treffen in Strassburg Anfang des Jahres besiegelt und am 1.11.2019 ging es mit dem TGV ab Strassburg los.
Teamleiter: Dr. Martin Schwarz
Anaesthesie: Dr. Dirk Dunkelberg
Gynäkologe: Dr. Davor Zavisic
Air France bietet Zug zum Flug an, sodass wir in Strassburg bereits das Gepäck nach Ouagadougu durchchecken konnten und am späten Abend über Accra dort landeten. Dank der Unterstützung Operieren in Afrika e.V. und Prof. Rumstadt war die Zollkontrolle schmerzfrei, Omar, der kompetente Verwaltungsleiter der Clinique Sedogo von Operieren in Afrika e.V. war zur Stelle und brachte uns ins Hotel, am nächsten Morgen dann ins 250 km entfernte Leo an der Grenze zu Ghana.
Die Kooperationspartner von intact aus Togo und Ghana waren am Montag zur Stelle und das Screening begann. Sehr vorbildlich brachten alle eine Gesundheitskarte von einer Sage-Femme (Hebamme) ausgefüllt mit und durch die anwesenden Betreuer gab es auch kein Sprachproblem. Die Beschneidungen werden in die Stadien 1 (Klitorisdachresektion mit/ohne Klitoris)-2 (Schamlippenresektion) -3 (Resektion und verengende Naht} eingeteilt. Die Betroffenen waren teilweise noch praepubertär und so waren Probleme der Menstruation nicht zu vermerken. Generell fiel auf, dass alle als Stadium 3 bezeichnet wurden, wir aber eher Stadium 1-2 vermerkten und so die Indikation zur Rekonstruktion sehr streng resultierte. In der Mehrzahl waren es hypertrophe schmerzhafte Narben oder Behinderung des Harnröhrenausganges, die dann in eine plastische OP oder Lipotaloninjektion mündeten. Zahlreiche Myomata wurden sonografisch verifiziert und für einen Eingriff der Gynäkologie (des DiakonieKH Freiburg im Januar 2020 hier geplant) vorbereitet. Uterusprolapse wurden von den Kooperationspartnern von intakt ebenso auf diesen Zeitpunkt vorbereitet. Generell sind große Abdominaleingriffe zu erwarten, die Myome hatten Durchmesser bis 15 cm. Leider ist die Situation des staatlichen Krankenhauses sehr prekär geworden, unter anderem ist die dort angesiedelte Blutbank geschlossen, die Ambulanzfahrzeuge werden nur noch für Transfers in die Hauptstadt genutzt. Durch unsere strenge Indikationsstellung war noch OP-Kapazität frei, die dann für Hernien, AP-Rückverlagerung genutzt wurden.
Die Planung im Vorfeld mit intact-ev war vorbildlich und sehr professionell, besonders beeindruckend war wie Staatsgrenzen keine Rolle spielten und am ersten Tag Patienten mit den Betreuern aus Ghana und Togo vor Ort waren.
Einen ganz besonderen Dank noch einmal an Prof. Rumstadt in der Diakonie Freiburg für die Unterstützung und nachhaltige Vorarbeit sowie der lokalen Mannschaft mit Dr. Judith, Omar und Zongo, die wie schon vor 2 Jahren eine wahre operative Unterstützung und Freude bereiteten.